Fast wie zuhause
Ich war wahrscheinlich noch nie zuvor so dankbar für meine Entscheidung, beruflich voll auf ein Agenturleben gesetzt zu haben. Dass ich arbeiten darf in diesen Zeiten, hält den Kopf frei und die Zukunftssorgen im Zaum. Aber sind wir Kopfarbeiter in unserer stark digitalisierten Branche tatsächlich so prädestiniert dafür, unser Daily Business adhoc aus dem Homeoffice und über Videokonferenzen abzuwickeln, wie viele meinen? Oder machen die Vereinzelung, der Bruch mit allen Routinen, das Fehlen von Toilettenpapier etwas mit uns, was Skype und VPN nicht auffangen können? Ich habe mich mal in unserem Team umgehört.Gefühlt mehr Zeit
Inzwischen schreiben wir Tag 13 nach der freiwilligen und vorbeugenden Vereinzelung unserer Mannschaft. Aktuell ziehen wir also über zwölf Standorte verteilt gemeinsam an einem Strang. Gut, wir hatten schon vorher einige Homeoffice Arbeitsplätze am Start und waren prozessual wie technisch gut auf verteiltes Arbeiten eingerichtet. Trotzdem war der 20.3.2020 ein Tag, der enorm viel verändert hat. Seither kommen nur noch wenige ins Büro – nur diejenigen, die dies ausdrücklich wünschen. Die anderen, die meisten von uns, arbeiten inzwischen von zuhause aus, in freiwilliger Sozial-Isolation. Positiv daran: „Der Weg zur Arbeit hat sich drastisch reduziert. Von 4,5 km auf 3 Meter“, sagt Alain. Bei manchen ist der Wegfall der Distanz sogar noch drastischer spürbar: 80 bis 140 Minuten tägliche Fahrtzeit einzusparen gibt uns deutlich mehr Zeit.
Weniger Termindruck, weniger Ablenkung: Alle berichten, dass sie deutlich fokussierter an die Arbeit gehen, sogar produktiver sein können. Ksenia etwa sagt, sie sei zuhause „disziplinierter und ziehe Aufgaben konsequenter durch“. Unabhängig davon, dass sich „die Jogginghosendichte wohl in den letzten Tagen drastisch erhöht hat“, wie Max beobachtet hat. Der Dresscode ist für Gaby wiederum kein Thema: „So wie es kein falsches Wetter, sondern nur die falsche Kleidung gibt, verhält es sich für mich mit dem Homeoffice – ich kann überall gleich gut arbeiten, Hauptsache, die Technik funktioniert. Und das tut sie.“ Sie genießt es, in der Mittagspause jetzt auch mal Laufen gehen zu können, andere spazieren nur mal um den Block und Alain hat sogar eine eigene Workout-Routine für zuhause entwickelt – feste Pausenzeiten und körperlicher Ausgleich sind im Homeoffice besonders wichtig.
Technik statt Talk
Was allen fehlt, ist der zwischenmenschliche Kontakt. Mal zwischendurch was fragen, ein kurzes Gespräch in der Küche, der „sehr gute Kaffee“ – das Büro gewinnt eindeutig auch Vorteile, wenn man ihm erstmal fernbleiben muss. Dass die Kommunikation trotzdem nicht auf der Strecke bleibt, dafür sorgt die Technik: Slack, Trello, Skype, Telefon – alle sind eng miteinander vernetzt. „Wir sind jetzt sogar fast noch ein wenig dichter zusammengerückt“, findet Gerte. „Und wenn Max, Ksenia und Alina auf meinem Bildschirm erscheinen, dann ist es fast so, als wenn wir zusammen an einem Tisch sitzen. Gerade jetzt, wo andere Kontakte eingeschränkt sind, ist das ein großes Glück, regelmäßig im Austausch mit anderen Menschen zu stehen und hier eine Normalität zu erleben, die es sonst gerade nicht gibt.“
Das Engagement, die Bereitschaft zum Improvisieren und das Beste aus der aktuellen Lage zu machen, ist daher bei allen riesig – vielleicht, weil jeder weiß, dass wir als Gesellschaft gerade eine sehr schwierige Zeit erleben, irgendwie im Ausnahmezustand sind, und diese Herausforderung nur durch Zusammenhalt bewältigen können. Michael bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Mich motiviert es, mit allen gemeinsam die Situation möglichst gut zu meistern. Es ist eine besondere Erfahrung, die man so schnell nicht vergisst, die eine Zäsur für unseren bisher gekannten Alltag bildet.“
Was kommt nach Corona?
Dieser Einschnitt – das spürt man schon jetzt – ist so tief, dass er auch nach Corona nicht ohne Folgen bleiben wird. Wir empfinden gerade eine neue Art der Wertschätzung für Mitarbeiter und Kollegen, die ihre Projekte aus dem Homeoffice steuern, und sei dieses auch noch so beengt – auf Kosten ihrer Privatheit, ihrer Komfortzone, ihrer sozialen Bedürfnisse. Wir lernen der Technik noch mehr zu vertrauen, dass unsere Tools und Prozesse auch remote geschmeidig funktionieren – und dass einem bei einer Telco mit Kollegen sogar richtig warm um Herz werden kann.
Ein paar augenzwinkernde Statements belegen, dass hier jeder gerade irgendwas für seine Zukunft mitnehmen kann. Was ich mir persönlich für die Zeit nach Corona wünsche? Dass Homeoffice bei uns künftig eine echte Alternative sein soll, die fest zu unserem Alltag gehört. Nicht nur für diejenigen mit weiter Anfahrt, mehr Seniorität oder „zwei hoffnungsvollen Nachwuchs-Beratern im Alter von 10 und 12 Jahren“ daheim. Ich möchte nichts, was sich jetzt bewährt, verändern, nur weil wir irgendwann wieder zum Normalzustand zurückkehren können. Ich möchte diese Zeit so leben, dass sie in Zukunft Teil unseres neuen Normalzustands bleiben kann.
Das gilt übrigens auch für private, digitale Auszeiten und einen menschlich-solidarischen Umgang voller Phantasie und Hilfsbereitschaft, den uns Corona in diesen Tagen vielfach unerwartet beschert hat.
Danke, liebes Hartzkom Team, für Eure Berichte und tollen Statements aus dem Homeoffice!
„Was ich gerne mitnehmen würde: Die Gewohnheit sich in der Freizeit mehr ohne Handy, Laptop etc. zu beschäftigen.“ – Ksenia
„Ich war und bin immer schon ein großer Fan von geräteübergreifendem Arbeiten. Textskizzen schreibe ich gerne auf dem Handy vor, schicke sie mir per Slack selbst zu und arbeite sie am Rechner aus. Diese durch die moderne Technik ermöglichte Flexibilität werde ich auch nach Corona weiterhin schätzen.“ – Max
„In jedem Fall ist es eine schöne Erfahrung, dass wir trotz der vielen Standorte eng miteinander verbunden sind. Ich bin mir sicher, dass wir durch die gemeinsame Erfahrung noch viel enger zusammenwachsen werden.“ – Gerte
„Obwohl ich gut mit der aktuellen Situation zurechtkomme, hoffe ich, dass wir bald zur Normalität zurückkehren können. Letztendlich geht doch jeder von uns an den meisten Tagen am liebsten ins Büro 😉“ – Carolin
„Die Arbeit bleibt gleich: Unser Job bedeutet, flexibel zu sein und auf externe Einflüsse und Kundenwünsche reagieren zu können. Für die Zukunft nehme ich mit, dass ich von nun an keinen Menschen mehr traue, die einen großen Vorrat an Klopapier zu Hause haben“ – Alain
„Für die Zukunft nehme ich mit, dass es mich sehr erstaunt, wie schnell und agil ein Arbeitsort in unserer Zeit verlegt und die Arbeit von zahlreichen Einzelorten aus bewältigt werden kann.“ – Michael
„Ich denke, dass die Digitalisierung und damit auch die Möglichkeit des Homeoffice Zukunftsmodelle sind. Vielleicht stärken wir alle aus dieser Situation heraus die Fähigkeit, flexibler auf die neue Arbeitswelt zu reagieren und mit ihr zu agieren – ganz gleich wo wir gerade arbeiten – und wertschätzen gleichzeitig das persönliche Miteinander unseres (zum Glück) analogen Lebens.“ – Gaby