DSGVO – Fluch oder Segen?
Den Schutz der eigenen Daten nicht ernst zu nehmen, weil „ich ja nichts zu verbergen habe“, ist fast so, als würde man sagen: Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ist für mich unbedeutend, weil ich ja nichts zu sagen habe.Die Uhr tickt vernehmlich: Noch eine Woche bis zum Start der neuen Datenschutz-Grundverordnung. Und nicht nur Agenturen stöhnen ob des zusätzlichen Aufwands, die eigenen Prozesse für die neuen Anforderungen fit zu machen. Die meisten Menschen, so die landläufige Ansicht, kennen und nutzen ihre Rechte beim Schutz ihrer Daten ohnehin kaum. Das aber könnte sich – nicht nur im Zuge der intensiven Diskussion um die DSGVO – schon bald ändern. Wenn Prof. Heiko Beier, Unternehmer und Professor für Internationale Medienkommunikation an der Hochschule für Angewandte Sprachen in München, vom „Ende des Wilden Westens“ in der Datenverarbeitung spricht, bringt er das Unbehagen auf den Punkt, das angesichts von Cambridge Analytica und personalisierter Werbung nach vertraulichen Zwiegesprächen, bei denen ein Smartphone auf dem Tisch lag, immer stärker um sich greift.
Zu recht. Denn selbst, wer vermeintlich nichts zu verbergen hat, muss die subtile Manipulation der öffentlichen wie eigenen Meinung in den sozialen Medien sowie unverhohlene Eingriffe in die Privatsphäre durch Werbetreibende nicht zwangsläufig gut finden. Die DSGVO zwingt alle zur Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema, zur transparenten Grenzziehung und Verantwortlichkeit im Umgang mit unseren und fremden Daten. Deshalb ist sie ein wichtiger Impuls, der keineswegs zu früh kommt.
Dass das Arbeit macht – vor allem uns Agenturen, von denen manche schon fürchten, sie könnten ihr Geschäftsmodell am 25. Mai ganz begraben -, ist in Ordnung. Demokratie macht auch Arbeit, verglichen mit einer Diktatur, die ohne Willensbildung und Repräsentation auskommt. Deshalb würde aber niemand von uns sie in Frage stellen, ebensowenig wie unsere Grundrechte. Ob wir davon immer aktiv Gebrauch machen oder nicht.